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Die Rolle der Frauen
Ist es das wert?

Individuelle Faktoren

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) widmete dem Thema einen Aufmacher: „Warum Frauen nicht lange im Vorstand bleiben“, lautete die Zeile im Juni 2023. Im Text zählt der Autor die spektakulären Demissionen von Vorständinnen auf, die sich „zuletzt gehäuft“ hatten: „Wer sich in Vorständen und Aufsichtsräten umhört, bemerkt: Es gibt systematische Gründe dafür, dass Frauen in den Vorständen deutscher Konzerne nicht so lange bleiben wie Männer.“

Tatsächlich behalten Vorständinnen ihre Posten statistisch gesehen signifikant kürzer als männliche Kollegen – und das längst nicht immer, weil andere sie zum Aufgeben zwingen. „Frauen entscheiden sich oft selbst aktiv dafür, nicht zu verlängern“, sagt eine Top-Managerin in den Gesprächen, die FGS Global und Egon Zehnder geführt haben. „Sie gehen früher, weil sie sich manches nicht antun möchten: die politische Taktiererei zum Beispiel. Da ihnen das Prestige häufig weniger wichtig ist, ziehen sie sich dann eher raus.“ Zu viele potenzielle Vorständinnen, sagt eine Interviewpartnerin, stellen sich gar nicht erst dem Wettbewerb. „Sie wollen sich nicht verbiegen. Manchmal sind sie auch zufriedener mit Spezialisten-Positionen auf der zweiten oder dritten Ebene.“

Wenn Frauen börsennotierte Unternehmen führen wollen, müssen sie sich der besonderen Rahmenbedingungen bewusst sein, die ihr Status als „die Neue“ mit sich bringt und ihre Stakeholder kennen. Sie müssen die ungeschriebenen Gesetze des Umfelds verstehen und dann – wie jeder andere auch – darauf eingehen können, ohne ihre Authentizität zu verlieren. Natürlich müssen sie sich auch auf das männlich geprägte „Spiel mit der Macht“ einlassen. Etwa indem sie durchschauen, „wann es klug ist, laut zu sein und auf den Tisch zu hauen, und wann leisere Töne gefragt sind“, wie es eine Interviewpartnerin formuliert. So, sagt die Top-Managerin, könnten sie dann auch schneller Verbündete finden. „Die sind enorm wichtig, denn sie können etwa vor möglichen Fallstricken warnen. Es geht also um Diplomatie im besten Sinne.“

Frauen warteten – so einige der Interviewten – zudem tendenziell eher ab, bis jemand sie „entdeckt“, statt sich selbst proaktiv und sichtbar ins Spiel zu bringen. Das gelte auf dem Weg zum Vorstandsposten. Aber auch selbst dann noch, wenn sie schon im Führungsgremium sitzen: „Um im Vorstand erfolgreich zu sein, musst du als Frau wissen, wie du dir deinen Raum nehmen und wie du dich positionieren kannst“, formuliert es eine Interviewpartnerin.

Dass Vorständinnen vorzeitig die Segel streichen, liegt laut FAS-Recherche auch daran, dass in den Aufsichtsräten – für die Unternehmen ja Quoten zu erfüllen haben – ein noch größerer Mangel an geeigneten Kandidatinnen herrscht. Die Folge: Wenn die Arbeitsatmosphäre im Vorstand nicht stimmt, entscheiden sich Top-Managerinnen manchmal für das „selbstbestimmtere, etwas freiere Leben“ einer Aufsichtsrätin. So folgert es jedenfalls die FAS.

Bei all dem rät die Mehrheit der Interviewpartnerinnen und -partner zu Authentizität. Frauen sollten sich nicht der Mehrheit unterwerfen, sondern bei sich bleiben. „Wie in allen Führungspositionen braucht man eine gewisse Ausdauer und Zuversicht“, heißt es in einem Gespräch. „Am Ende kann man nur so sein, wie man ist. Und wenn man dann das Gefühl hat, dass man in diesem Umfeld authentisch nicht erfolgreich sein kann, dann ist es nicht das richtige Umfeld.“ Letztlich ist es das System, das sich ändern muss – nicht die Frauen.

Zentrale individuelle Faktoren


Das Stakeholder-Ökosystem zu kennen und seine Dynamiken zu verstehen, ist Kernaufgabe jeder neuen Vorständin oder Aufsichtsrätin.
Sie muss sich über die vorhandenen Stereotypen bewusstwerden und einen Umgang damit finden.

Vorständinnen und Aufsichtsrätinnen dürfen nicht unterschätzen:
Sie sind auch im Jahr 2024 Vorbilder, und es kann sehr wichtig sein, dass sie als solche sichtbar werden.

Sie müssen sich proaktiv und visibel positionieren, in einer authentischen Art und Weise.

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