Chief Financial Officers (CFOs) haben in Unternehmen schon immer eine besonders erfolgskritische und vielschichtige Führungsrolle eingenommen. Sie sind Meister:innen im Umgang mit Risiken und in der Planung von „Was-wäre-wenn"-Momenten. Sie sind die Architekt:innen der finanziellen Widerstandsfähigkeit und des Wachstums von Unternehmen. Sie gestalten die Grundlage für Übernahmen und Fusionen. Und auch in vielen anderen unternehmensstrategischen Fragen hat ihr Wort Gewicht. Wer heute eine CFO-Position erfolgreich ausfüllen will, braucht ein breites Kompetenzprofil.
Eine aktuelle Studie von Egon Zehnder, für die rd. 600 CFOs in Europa und den USA befragt wurden, zeigt: Das geforderte Profil wird in Zukunft noch breiter. Die CFO-Rolle wird immer anspruchsvoller. Die vergangenen fünf Jahre, in denen Unternehmen durch ein besonders volatiles und herausforderndes Umfeld steuern mussten, haben Finanzchef:innen viel abgefordert. CFOs sind sich in dieser Zeit ihrer Bedeutung für den Unternehmenserfolg bewusster geworden als früher – und entwickeln sich und ihre Kompetenzen über den reinen Finanzbereich hinaus.
Finanzchef:innen in Deutschland sehen sich der Umfrage zufolge heute und in Zukunft vor allem als Treiber:innen der Unternehmenstransformation. Sie nehmen eine Schlüsselfunktion für Transformationsthemen wie den Umbau zu einer nachhaltigeren und digitaleren Unternehmensführung ein. Und sie sehen sich dabei auch in einer entscheidenden Rolle, um Unternehmensstrukturen und Governance an neue Anforderungen des Gesetzgebers anzupassen.
At a glance
Eine überwältigende Mehrheit der CFOs in den USA (82 Prozent) und in Großbritannien (74 Prozent) berichten in der Umfrage, dass ihre CFO-Rolle in den vergangenen fünf Jahren deutlich umfangreicher und komplexer geworden ist. In Deutschland hingegen sind nur 34 Prozent der CFOs dieser Meinung.
Basis: 581 CFO-Interviews
Trotz dieser grundsätzlich eher zurückhaltenden Selbsteinschätzung haben auch viele deutsche CFOs in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche neue Aufgaben jenseits des klassischen Finanzmanagements übernommen.
Insbesondere haben sie Verantwortung übernommen in den Bereichen ESG (ökologische und soziale Verantwortung und Unternehmensverantwortung, 58 Prozent), bei Fusionen und Übernahmen (39 Prozent), im Risikomanagement (30 Prozent), in der gemeinsamen Unternehmensführung mit dem/der CEO (33 Prozent), in der Cyber-Sicherheit (33 Prozent), bei der Digitalisierung (27 Prozent) und im Bereich der Compliance/Umsetzung neuer Regulatorik (27 Prozent).
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Vor allem die Rolle als Treiber:innen der Unternehmenstransformation hat die befragten CFOs hierbei stark gefordert – in diesem Aufgabenbereich haben sie ihre Kompetenzen am stärksten weiterentwickelt. Auch in die Rolle als Co-Leader mit dem/der CEO mussten viele Finanzchef:innen erst hineinwachsen.
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Die Schlussfolgerungen und Prioritäten, die Finanzchef:innen aus diesen Entwicklungen ziehen, unterscheiden sich international stark. Während sich etwa deutsche CFOs in den kommenden fünf Jahren in allererster Linie als Treiber:innen der Unternehmenstransformation sehen, gehen CFOs in Großbritannien und den USA davon aus, dass sie insbesondere bei allgemeinen unternehmensstrategischen Fragen gefordert sein werden.
Basis: 581 CFO-Interviews
Insbesondere die Verantwortung für das Thema Nachhaltigkeit und hier in erster Linie für Analyse, Monitoring und Messung der ESG-Zielerreichung fällt in den Verantwortungsbereich vieler CFOs.
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Insgesamt geben mehr als 40 % der befragten CFOs an, dass es heute schwieriger sei, Spitzenkräfte im Finanzbereich zu finden, als noch vor zwei Jahren. Besonders ausgeprägt ist dieses Problem in Italien (56 Prozent), Deutschland (53 Prozent) und der Schweiz (52 Prozent). In den USA (36 Prozent) und Großbritannien (39 Prozent) betrifft dieses Problem weniger CFOs.
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Fähigkeiten im Teambuilding und in der Talententwicklung werden in diesem Umfeld immer wichtiger. CFOs großer deutscher Unternehmen setzen hierbei insbesondere auf eine offene Feedback-Kultur und gezielte Entwicklungsprogramme für ihre Mitarbeitenden.
Zudem wollen CFOs digitale Tools und neue Technologien nutzen, um die Effizienz und Schlagkraft ihrer Teams zu unterstützen. Künstliche Intelligenz, Datenmanagement und Automatisierung spielen hierbei eine besonders wichtige Rolle.
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Trotz der steigenden Herausforderungen fühlen sich CFOs nicht mit ihren Aufgaben überfordert. Sie schätzen ihre Work-Life-Balance als zufriedenstellend ein und ziehen auch aus ihren neuen Aufgaben Motivation und Begeisterung.
Basis: 581 CFO-Interviews
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Zugleich berichten 43 % der deutschen CFOs, dass sie häufiger als früher Abwerbeangebote erhalten. Weibliche CFOs werden insgesamt häufiger angesprochen als Männer – ein Zeichen dafür, dass Unternehmen der Geschlechtervielfalt innerhalb der Vorstandsgremien weiterhin Priorität einräumen.
Insgesamt 62 % der CFOs wollen irgendwann im Laufe ihrer Karriere eine CEO-Rolle übernehmen. Sieben von zehn CFOs fühlen sich schon jetzt dazu bereit.
Auch bei den Karriereambitionen zeigen sich allerdings große, internationale Unterschiede: Insbesondere in Italien (91 Prozent) und den USA (63 Prozent) sind viele CFOs grundsätzlich an der Übernahme einer CEO-Rolle sehr oder relativ stark interessiert. In Deutschland wollen hingegen nur etwas weniger als die Hälfte (46 Prozent) der befragten CFOs einmal selbst die CEO-Rolle übernehmen.
Basis: 581 CFO-Interviews
Um eine CEO-Rolle zu übernehmen, fehlt es deutschen CFOs nach eigener Einschätzung derzeit noch vor allem an Netzwerken und Sichtbarkeit (62 Prozent), an Kunden- und Marktkenntnis (23 Prozent) und an Kommunikationsfähigkeiten (23 Prozent).
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In der Gesamtschau zeigen die Studienergebnisse, dass CFOs ihre Führungsqualitäten in den kommenden Jahren weiter ausbauen und ihre Führungsrolle aktiv gestalten müssen. CFOs brauchen neue Kompetenzen, um in ihrer aktuellen Rolle erfolgreich zu sein – wie auch, um den nächsten Schritt in ihrer Laufbahn zu machen.
Für die Studie wurden rd. 600 CFOs großer Unternehmen weltweit aus verschiedenen Branchen befragt. Fast die Hälfte von ihnen haben erstmals eine CFO-Rolle übernommen.
Basis: 581 CFO-Interviews
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