Die Herausforderung, im scharfen Wettbewerb um die Führungskräfte von morgen zu bestehen, betrifft Arbeitgeber im öffentlichen wie im privaten Sektor gleichermaßen. Wie können die besten Führungskräfte für den öffentlichen und privaten Sektor gewonnen werden? Was motiviert und treibt Führungskräfte in den beiden Sektoren? Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit zwischen den Sektoren und damit wie auch sektorübergreifende Kompetenzen und sowie ein Verständnis für die Funktionsweise der jeweils anderen Seite für Führungskräfte immer wichtiger. Ob Finanzwesen, Infrastruktur, Energie, Mobilität oder Industrie und Technologie – auf zahlreichen Handlungsfeldern zeigt sich derzeit mit besonderer Brisanz die Bedeutung einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen öffentlichem Sektor und Privatwirtschaft, um die gesellschaftlich gewünschten Lösungen zu erzielen. Doch inwieweit haben die Akteure die Relevanz der Thematik erkannt? Welche Bedeutung hat die sektorübergreifende Zusammenarbeit im täglichen Handeln der Führungskräfte auf beiden Seiten? Und verfügen sie über Qualifikationen, die eine solche Zusammenarbeit erleichtern?
Die vorliegende Kurzstudie der Hertie School of Governance und von Egon Zehnder basiert auf den Ergebnissen von drei aktuellen in Deutschland durchgeführten Führungskräftebefragungen sowohl in der staatlichen Verwaltung wie auch der Privatwirtschaft unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Gerhard Hammerschmid.
Wesentliche Ergebnisse sind:
Mangelhafte Interaktion – sowohl bei Karrierepfaden als auch in der tatsächlichen Zusammenarbeit
- Sehr geringe Karrieremobilität zwischen den Sektoren: Weniger als 10% haben mindestens 5 Jahre Berufserfahrung im jeweils anderen Sektor
- Kaum Kontakt: Staatliche Stakeholder sind die vorletzte Gruppe, mit der Privatunternehmen im alltäglichen Geschäftsleben in Kontakt treten, umgekehrt nennt die Verwaltung die Privatwirtschaft als fünftletzte Gruppe
- Ungleiche Erfahrungen im Kontakt miteinander: Die Privatwirtschaft macht durchweg bessere Erfahrungen mit der öffentlichen Verwaltung als umgekehrt
Ähnliche Motivation – unterschiedliche Führungsziele
- In Bezug auf das berufliche Selbstverständnis/Motivation gibt es eine Übereinstimmung bei Führungskräften beider Sektoren, was die wichtigsten Merkmale angeht: Eine „herausfordernde und interessante Tätigkeit“ als auch das „selbstständige Arbeiten“ werden von beiden Gruppen als die wichtigsten Merkmale eingestuft
- In Bezug die Priorisierung von Führungszielen treten deutlichere Unterschiede zutage: Bei der Privatwirtschaft rangieren „Kundenbedürfnisse“ und „Rentabilität/ Wirtschaftlichkeit“ vorne, bei der Verwaltung „Ausrichtung auf Langfristigkeit“ sowie „Förderung einer Kultur der Teilhabe“
Ähnliche Einstellungen gegenüber staatlichem Handeln – beide Seiten mahnen die Reformbedürftigkeit der Verwaltung an
- Gerechtigkeit vor Effizienz, Ergebnisorientierung vor Regelbefolgung, Finanzierung durch Nutzergebühren statt durch Steuern – in diesen Punkten sind sich beide Seiten einig
- Auffallend ist das deutlich stärkere Vertrauen der Privatwirtschaft in eine Leistungserbringung durch den Markt
- Beide Seiten sehen die Notwendigkeit einer Reform der öffentlichen Verwaltung – die Verwaltung jedoch deutlich weniger stark ausgeprägt