Die digitale Transformation der Unternehmen verlangt eine völlig neue Einstellung gegenüber Fehlern. Das erfordert einen umfassenden Kulturwandel, denn in den meisten deutschen Organisationen gilt das strikte Prinzip der Fehlervermeidung. Doch das hemmt den Fortschritt in der digitalen Welt und behindert die Transformation.
Wer seine Karriere nicht gefährden will, geht hierzulande lieber keine allzu großen Risiken ein. Denn geht etwas schief, drohen meistens Sanktionen, mindestens eine gebremste berufliche Entwicklung. Bedenken und Ängste aber führen automatisch zu Passivität und geringerer Innovationsfreude. Das Resultat sind verpasste Chancen.
Ein Blick beispielsweise in die Vereinigten Staaten lohnt. Hier werden Fehler als ein ganz natürlicher und selbstverständlicher Teil des gewünschten unternehmerischen Handelns und Denkens sowie des angestrebten Fortschritts betrachtet. Das ist die Grundeinstellung: Wer innovativ sein und Neuland betreten will, geht zwangsläufig auch mal in die falsche Richtung und scheitert. Das ist kein Makel, sondern bereichert die Erfahrung. Die Frage lautet immer: „Was hast du daraus gelernt?“, und nicht „Warum bist du gescheitert?“.
Das Führungsteam und vor allem der CEO müssen diese neue Fehlerkultur und Fehlertoleranz offensiv propagieren und an konkreten Beispielen demonstrieren. Scheitern innovative Projekte oder werden dabei Fehler begangen, dürfen die Ergebnisse und deren Urheber nicht sanktioniert werden. Im Gegenteil müssen die Entscheider dann deutlich zeigen, dass sie dazu stehen und klar machen, dass alle von diesen Erfahrungen profitieren.
Angesichts der erforderlichen Agilität der Unternehmen und der herrschenden gesamtwirtschaftlichen Volatilität ist die Etablierung einer lebendigen Fehlerkultur „Conditio sine qua non“ für die digitale Transformation.