Rede anlässlich der Stuttgarter Gespräche von Egon Zehnder (November 2017)
Im Ausland ist sie sprichwörtlich: Wer in Amerika oder in Großbritannien von German Angst spricht, der meint Mutlosigkeit und geringe Risikobereitschaft. Der sieht in uns ein Volk von Bedenkenträgern, das neue Herausforderungen nur zögerlich angeht und überzogen auf reale oder potenzielle Gefahren reagiert.
Tatsächlich bestätigten Umfragen eines amerikanischen Dienstleisters jahrelang, dass sich die Bürger in Deutschland weit mehr ängstigten als in Großbritannien oder in den Niederlanden1. Deutsche wollen Sicherheit. Sie versichern Wohnungen und Zähne, schließen Risikolebens- und Kinderinvaliditätsversicherungen ab, und sie schützen sich vor Schäden, die ihre Hunde oder Pferde anrichten könnten. Manche meinen, aus Angst hätten die Deutschen den Sozialstaat erfunden.
Bei German Angst dürften wir auch alle an die großen Aufregungen nach Katastrophen denken. Ich erinnere mich beispielsweise an fast hysterische Reaktionen auf den Golfkrieg im Jahr 1991. An den Fassaden zahlreicher Berliner Mietshäuser flatterten weiße Bettlaken als ein Zeichen freiwilliger Kapitulation – dabei beteiligte sich Deutschland gar nicht am Krieg. Hoch schlugen die Wellen auch nach dem Ausbruch des sogenannten Rinderwahns. T-Bone-Steaks galten nicht mehr als Delikatesse, sondern als Gesundheitsrisiko; Mütter verboten ihren Kindern Gummibärchen, weil sie Gelatine von Rindern enthalten könnten. Dabei wurden in Deutschland gerade einmal 400 BSE-Fälle aufgedeckt, und da die Übertragungsbarriere zwischen Tier und Mensch sehr hoch ist, wurde in Deutschland kein einziger Mensch tödlich infiziert. Zu einem regelrechten Ausnahmezustand führte das Unglück des Atomreaktors in Tschernobyl: Man schloss Spielplätze, strich die Schulmilch und hamsterte Magermilchpulver, obwohl Innenminister Friedrich Zimmermann vor laufender Kamera ein Glas Frischmilch austrank, um zu demonstrieren, dass der Grenzwert von 500 Becquerel völlig sicher sei. Heute wissen wir, dass auch Tschernobyl nur sehr geringe Schäden in Deutschland anrichtete.
Betrachtet man die Beispiele, kann man den Eindruck gewinnen, als folgten viele Bürger einer Logik, die besagt: Wenn ich das Schlimmste annehme, dann kann es ja nur besser kommen. Danach wären wir so rechte Nachfahren der überbesorgten Else aus dem Märchen der Gebrüder Grimm. Als Else im Keller für ihren Verlobten Hans einen Krug Bier zapfen will und über dem Fass eine schwere Hacke erblickt, beginnt sie zu klagen und zu weinen: „Wenn ich den Hans kriege, und wir kriegen ein Kind, und das ist groß, und wir schicken das Kind in den Keller, dass es hier soll Bier zapfen, so fällt ihm die Hacke auf den Kopf und schlägt’s tot.“
German Angst ist jedenfalls keine Erfindung eines Deutschland nicht wohlgesonnenen Auslands, sondern eine Tatsache. Über die Gründe gibt es verschiedene Vermutungen. Manche sehen darin die Nachwirkungen von zwei Weltkriegen – von überdimensionalen Zerstörungen und unfassbarer Schuld. Andere vermuten ganz psychologisch ein besonders stark ausgeprägtes Kontrollbedürfnis (nach preußischer Tradition). Und noch andere verweisen auf die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten, auf zunehmende Komplexität und Unübersichtlichkeit in der Welt und bevorstehende Umwälzungen, die einen Einschnitt mindestens wie das industrielle Zeitalter bringen dürften, mit noch weit größeren Risiken.
All diese Gründe mögen eine Rolle spielen. Mir fällt jedoch noch eine weitere Erklärung ein angesichts der Tatsache, dass sich – auch für mich völlig überraschend – in allerjüngster Zeit herausgestellt hat, dass Deutschland nicht mehr dem vertrauten Bild entspricht. Übereinstimmend ermittelten verschiedene Meinungsforschungsinstitute in den USA und in Deutschland zwar, dass die Sicherheitsbedenken im letzten Jahr weltweit auf einen Rekordwert geklettert sind – in den Niederlanden um fast neunzig Prozent gestiegen, in England zumindest um 40 Prozent. Doch gänzlich entgegen dem Trend sind die Werte in Deutschland als einzigem Land leicht gefallen.2 Danach sind die Deutschen nicht mehr die, die sich durch besondere Ängstlichkeit von den anderen abheben, sondern umgekehrt die, die gelassener als andere auf bedrohliche Entwicklungen reagieren.
Fragt sich also, warum. „Angst macht große Augen“, sagt ein bekanntes Sprichwort. Wer sich ängstigt, dem weiten sich im wahrsten Sinn des Wortes die Augen. Wer sich ängstigt, der sieht Gefahren auch da, wo sie gar nicht lauern, und der sieht sie wie unter einem Vergrößerungsglas vergrößert und nicht in ihrer wahren Dimension. Er sieht sie auch da, wo die Lage besonders unübersichtlich und unverständlich ist. Und wo zutrifft, was ein Publizist in den Aphorismus fasste: „Angst ist ein Überschuss an Sehkraft angesichts eines Mangels an Sichtbarem“.3 Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Deutschen sich am meisten vor Terrorismus, Krieg und dem Missbrauch ihrer Daten im Netz ängstigen, alles hochkomplexe und wenig transparente Problemfelder.
Umgekehrt gilt aber auch: Je mehr Licht das Gefahrendunkel erhellt, je stärker Umrisse hervortreten oder gar Details erkennbar werden, desto mehr schrumpft übertriebene zu realistischer und damit unter Umständen zu hilfreicher Angst. Denn Angst an sich ist durchaus nicht negativ, sondern umgekehrt ein wichtiges, manchmal sogar lebensrettendes Signal, das den Menschen vor Gefahren warnt und ihn in die Lage versetzt, den Gefahren entweder zu entfliehen oder adäquat auf sie zu reagieren.
Ich verweise auf diese allgemeinen Erkentnisse, weil ich der Meinung bin, dass die deutsche Gesellschaft in den letzten zwei Jahren eben einen derartigen Lernprozess durchlaufen hat, in dem sich diffuse Verwirrung und Verunsicherung in eine zunehmend realistische Beurteilung der Lage gewandelt haben. Ich spreche von der sogenannten Flüchtlingskrise.
Sie alle erinnern sich: Am Anfang stand bei Teilen der Bevölkerung die euphorische, aber auch naive Willkommenskultur, andere hingegen reagierten mit Panik, Ablehnung oder sogar Hass. Die Einen plädierten – sozusagen prinzipiell humanitär – für eine Politik der offenen Grenzen und waren bereit, Menschen in Not weitgehend ungeachtet dessen aufzunehmen, ob sie legale Voraussetzungen für die Einreise mitbrachten oder ob es sich um Bürgerkriegsflüchtlinge oder sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge handelte. Die Anderen fürchteten, fremd im eigenen Land zu werden, und nahmen der Regierung übel, für Flüchtlinge Geld zur Verfügung zu stellen, das für sozial benachteiligte Deutsche oder für die Sanierung von Schulgebäuden oder für die Verbesserung der Pflege nicht freigegeben worden war. An den Umfragen lässt sich deutlich ablesen, dass der Zuspruch für populistische und nationalistische Positionen besonders in jener Zeit in die Höhe schnellte, als allgemein ein Kontrollverlust der Politik festgestellt wurde.
Inzwischen sind zwei Jahre ins Land gegangen. Bei den meisten Anhängern der Willkommenskultur ist Ernüchterung eingetreten, und bei vielen Empörten und Wütenden hat das Bedürfnis nachgelassen, die Regierenden abzustrafen. Die AfD ist zwar mit knapp 13 Prozent in den Bundestag eingezogen, doch damit bleibt Deutschland weit hinter den Werten für nationalpopulistische Parteien in unseren Nachbarländern.
Den Hauptgrund für diese Entwicklung sehe ich in dem Kurswechsel der Regierung. Ja, unser Staat will Menschen weiter Schutz geben, die vor individueller Verfolgung oder vor Bürgerkriegen fliehen. Aber der Staat will selbst darüber entscheiden, wer in unser Land kommt und wie viele in unser Land kommen. Und er ist bemüht, eine Balance herzustellen zwischen den Interessen der einheimischen Bevölkerung und denen der Flüchtlinge und Zuwanderer. Noch immer liegt sehr viel im Argen. Die Gerichte sind mit den Widerspruchsverfahren völlig überfordert. Die Abschiebungen können aus verschiedenen Gründen nur partiell durchgeführt werden. Noch sind Flüchtlinge kaum in den Arbeitsmarkt integriert. Aber im Prinzip haben die Bürger erlebt, dass etwas gelingen kann, wenn man es wirklich anpackt. Sie haben erlebt: Ermächtigung hilft gegen Angst. Eine Gesellschaft ist Entwicklungen nicht wie einer Naturkatastrophe ausgeliefert, sondern Politik und Zivilgesellschaft können sie gestalten.
Meine Damen und Herren, manchmal scheuen sich Politiker, das umzusetzen, was sie als richtig erkannt haben, weil sie den Unmut der Wähler fürchten. Manchmal aber scheuen sich auch Bürger, unverblendet wahrzunehmen, was ist, weil sie Angst vor der eigenen Angst haben. Ich schließe hier an Immanuel Kant an, der meinte, dass es oft nicht an einem Mangel des Verstandes liegt, wenn wir in selbst verschuldeter Unmündigkeit verharren, sondern dass uns der Mut fehlt, uns dieses Verstandes zu bedienen. Manchen erscheint es weit bequemer, sich einfach anderen Menschen anzuschließen oder unterzuordnen, die für ihn denken und notfalls sogar handeln. Manche wagen es nicht, sich ihres Verstandes zu bedienen, weil sie zunächst keineswegs mit beglückenden Erkenntnissen belohnt werden, sondern umgekehrt Probleme erst in ihrer ganzen Tragweite erkennen. Wir alle dürften diese Regung kennen, dass wir „es“ oft gar nicht so genau wissen wollen.
Schon vor mehreren Jahren habe ich beispielsweise öffentlich darüber gesprochen, dass die digitale Revolution unsere gesamte Lebens- und Arbeitswelt unwiderruflich verändern wird, auch das Verhältnis der Bürger zum Staat und selbst unser Bild vom Menschen.4 Mein Verstand sagte mir: Die Digitalisierung dürfte für den Menschen ähnlich weitreichende politische, wirtschaftliche und kulturelle Konsequenzen haben wie die Erfindung des Buchdrucks oder die industrielle Revolution. In beiden Fällen wurden die Lebensumstände der Menschen tiefgreifend und dauerhaft umgestaltet. Neue soziale Klassen bildeten sich heraus, verkrustete Herrschaftsgefüge kamen ins Wanken. Mein Verstand sagte mir: Die Zukunft wird unwiderruflich digital und umstürzend sein.
Doch mein Gefühl schreckte vor einer Vertiefung meines Wissens zurück. Denn wenn ich die vielen Unwägbarkeiten der Entwicklung in mein Inneres dringen ließ, konnte ich ein gewisses Unbehagen nie abschütteln: Wohin wird uns die Entwicklung führen? Etwa wenn die Grenze zwischen privat und öffentlich mehr und mehr verschwimmt. Oder wenn das Leben immer transparenter, das der Algorithmen aber immer intransparenter wird. Oder wenn nicht mehr erkennbar ist, was Facts und was Fake News sind und wer sie streut. Bis heute ist nicht endgültig geklärt, wer den Bundestag hackte. Zudem sind Sicherheitslücken vorprogrammiert, der Mensch ist nachlässig, und der Mensch macht Fehler – im schlimmsten Fall betreffen die Folgen gleich Millionen. Und wenn der Roboter irgendwann intelligenter wäre als der Mensch: Was würde dann aus dem Menschen?
Ich selbst vermag nicht zu urteilen, ob die Optimisten oder die Pessimisten die Zukunft besser vorauszusehen vermögen, jene, die einen digitalen Albtraum malen, oder jene, die ein digitales Paradies prognostizieren. Was ich allerdings weiß, ist: Die einzige Chance, die Entwicklung in einem menschenwürdigen Sinn zu beeinflussen, besteht darin, sie aktiv zu gestalten. Wir sind nicht dazu verdammt, uns von der Technik überwältigen zu lassen. Wir bauchen aber den Mut, uns kompetent zu machen. Wir brauchen Mut, uns einer Entwicklung zu stellen, selbst wenn wir (noch) nicht wissen, wohin sie uns letztlich führt. Im Mut zum Aufbruch in das Risiko liegt aber die Chance des Befreienden!
Insbesondere in der Pflicht sehe ich allerdings zwei Gruppen: die Politiker und die Spezialisten. Bei den Politikern wünsche ich mir, dass sie sich der neuen Technik offensiver stellen und mit Gesetzen und Vorschriften der aktuellen Entwicklung zeitnah Rechnung tragen – zur Sicherheit des Einzelnen, zur Sicherheit der kritischen Infrastruktur und zur Sicherheit der Nation. Und bei den Spezialisten wünsche ich mir, dass sie die Folgen ihrer Arbeit für das Zusammenleben bedenken, und dass die „White-Hat-Hacker“, das heißt die „guten Hacker“, die Schwachstellen in den Computersystemen immer schneller entdecken mögen als die „bösen Hacker“.
Jedenfalls bin ich heute nicht mehr einfach bereit, den Kopf in den Sand zu stecken und meine Angst und mein Unbehagen über meinen Verstand siegen zu lassen. Ich bin nicht mehr bereit, zum Getriebenen einer Entwicklung zu werden, anstatt Einfluss auf sie zu nehmen. Das fällt nicht leicht, oft genug muss ich eine innere Hemmschwelle überwinden. Aber es gibt auch einen Anreiz. Immer wieder konnte ich in meinem Leben nämlich die Erfahrung machen, wie beglückend es ist, wenn man sich durch das Dickicht der Probleme gekämpft hat und zu einer Erkenntnis gelangt ist. Das ist jedes Mal das Glück in einer neu oder wiedergewonnen Handlungsfähigkeit – im Privaten, aber auch im Politischen, denken wir nur an die Maßnahmen, die Deutschland und Europa nach der Finanzkrise getroffen haben.
Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir, mich im letzten Teil meiner Einlassung noch einem ganz anderen Feld zuzuwenden, in dem unser Mut gefordert ist. Erläutern möchte ich es an einem Beispiel, das Ihnen vielleicht aus der Presse vertraut ist: Das Beispiel von Emilia aus Dresden.5
Es begann zunächst ganz schleichend. Da wurde es in der Klasse cool, den Handy-Akku zu 88 Prozent zu laden. 88 steht in der Neonazi-Szene für die Buchstaben HH - Heil Hitler. Wenn ein Schüler niesen musste, wünschte man ihm „Heilung“. Und „Jude“ war plötzlich eine Beleidigung.
Zunächst blieb die 15-jährige Emilia stumm, denn sie hatte Angst, allein dazustehen. Doch als im Handychat der Klasse ein Foto mit Rauchwolken und der Bildunterschrift „Jüdisches Familienfoto“ auftauchte, hielt sie es nicht länger aus und protestierte. Und als der Mitschüler, der das Foto mit den Rauchwolken ins Netz gestellt hatte, ihr anschließend unterstellte, sie hätte „wohl zu viele tote Juden eingeatmet“ und könne nach Polen auswandern, da zeigte sie ihn wegen Volksverhetzung an.
Anfang November erhielt Emilia für ihre Zivilcourage einen Preis des Förderkreises „Denkmal für die ermordeten Juden Europas e.V.“. Der Mitschüler, den sie angezeigt hat, ist inzwischen nicht mehr in ihrer Klasse. Doch wenn jemand niest, wird immer noch „Heilung“ gerufen.
Meine Damen und Herren, ich bin voller Bewunderung für den Mut, mit dem sich Emilia der ganzen Klasse entgegenstellte. Ich bin aber auch voller Erschrecken darüber, dass heute schon wieder Mut nötig ist, um Antisemitismus zu verurteilen, sei es den klassischen Antisemitismus europäischer Tradition oder den israelbezogenen Antisemitismus, der in Kreisen von Zuwanderern anzutreffen ist.
Ich bin auch voller Erschrecken darüber, dass schon wieder Mut nötig ist, um sich für die Unterbringung von Flüchtlingen einzusetzen. So wie es Markus Nierth getan hat, der ehemalige Bürgermeister des kleinen Ortes Tröglitz in Sachsen-Anhalt. Als er zur Zielscheibe von fremdenfeindlichen Demonstranten und Neonazis wurde und sich von den Behörden alleingelassen fühlte, trat er von seinem Amt zurück: Er sah die Sicherheit für seine Familie nicht mehr gewährleistet. Sein Fall zeigt: In einem Dorf oder in einer Kleinstadt, wo jeder jeden kennt, ist es ungleich schwerer, sich gegen die tatsächliche oder auch nur vermutete Mehrheitsmeinung zu stellen als in einer Stadt.
Wenn das Vertrauen in unseren Staat nicht leiden soll, muss der Einzelne sicher sein können, dass die staatlichen Organe ihn schützen können. Es ist nicht gut um einen Staat bestellt, wenn Bürgerinnen und Bürger schon wieder Mut brauchen, wenn sie zu späterer Stunde in bestimmten Gegenden joggen oder in bestimmten Stadtteilen sichtbar eine Kippa tragen. Der Einzelne muss sicher sein können, dass die staatlichen Organe Straftaten konsequent aufdecken wollen und bedingungslos auf der Seite derer stehen, die Unrecht anzeigen. Es darf gar nicht erst der Verdacht aufkommen, Polizei oder Justiz würden es mit der Verfolgung etwa von antisemitischen, antimuslimischen oder homophoben Straftaten nicht so ernst nehmen. Das beschämende Verhalten der Ermittlungsbehörden etwa im Fall der Kölner Keupstraße bzw. der NSU- Morde sollte uns hier eindringliche Mahnung sein.
Und wenn das Vertrauen in die Gesellschaft nicht leiden soll, brauchen wir die Gewissheit, dass wir mutige Menschen an unserer Seite haben: Freunde, Verwandte, Nachbarn, Kollegen, Mitschüler, Lehrer. Menschen, die uns stützen und schützen. Die sich Hetze und Diskriminierung entgegenstellen und gewalttätige Übergriffe unterbinden. Und die Debatte darüber führen, wie die Gesellschaft aussehen soll, in der wir leben wollen. Eine offene Gesellschaft braucht den Austausch der Verschiedenen, damit sich möglichst viele repräsentiert sehen.
Eine offene Gesellschaft braucht Toleranz und ein offenes Herz, damit Mut und Zivilcourage erst gar nicht nötig werden. Das scheint mir erstrebenswert und tröstlich: Je öfter es gelingt, Spannungen im Disput und im Dialog zu lösen, desto seltener sind Mut und Zivilcourage erforderlich. Lasst uns also, statt uns gegenseitig zu beschimpfen und in Konfrontation zu gehen, nach mehr Austausch und Beziehung suchen.
Egon Zehnder Consultants des Stuttgarter Büros mit Joachim Gauck, (v.l.n.r.) Stefan Thiele, Dr. Heiko Wolters, Joachim Gauck, Sandra Stegmann, Dr. Thorsten Gerhard
1 Harald Czycholl, Die „German Angst" steckt tief unseren Genen. WELT, 29.9.2014
2 a.) Studie von Unisys, Verschwindet das vielbesagte Phänomen der German Angst?
b.) Das parteiunabhängige Pew Research Center führte die Umfrage zwischen Februar und Mai dieses Jahres durch. Fast 42.000 Menschen aus 38 Staaten nahmen – entweder am Telefon oder in einem persönlichen Gespräch – daran teil.
c.) „Die Ängste der Deutschen“, Auftraggeber R + V Versicherung, Autor Prof. Dr. Manfred Schmidt, Universität Heidelberg
3 Jürgen Werner
4 so fast wörtlich Rede zum 3. Oktober 2013
5 u. a. Berliner Kurier, Bild etc., 8.11.2017