Der Versicherungsbranche haftet ein etwas verstaubtes Image an; sie befindet sich aber in einem dynamischen Wandel – ausgelöst durch Klimakrise, volatile Märkte, Corona und Digitalisierung. Was bedeutet das für Führungskräfte? Moritz von Campenhausen, Leiter der europäischen Leadership Advisory Praxisgruppe und Teil des globalen Leadership Advisory Managements von Egon Zehnder, betont in einem Beitrag für die Versicherungswirtschaft, der Weg in Führungspositionen könne heute ganz unterschiedlich ablaufen: Nur noch selten gehe es um das „Abhaken“ bestimmter Stationen. Erwartet würden vielmehr „Neugier und Lernbereitschaft“.
Digitalisierung und Innovationsdruck, so von Campenhausen, sorgten zudem bei Versicherungen für mehr und mehr Quereinsteiger: „Neuzugänge haben oft einen Tech- oder Start-up-Hintergrund und bringen ihre eigene Kultur … mit“.
Eine strategische Karriereplanung sei angesichts immer ungewisserer Rahmenbedingungen aussichtslos: „Karriereschach“ mache kaum mehr Sinn, wenn „ehemals als unverrückbar geltende Strukturen und ungeschriebene Gesetze in den Unternehmen verschwinden, sich gefragte Qualifikationen ändern, anvisierte Positionen, Geschäftsbereiche oder gar das Unternehmen wegfallen“.
Für Führungskräfte immer relevanter sei auch die Teamfähigkeit: „… entscheidend ist daher nicht die Expertise der Führungskräfte, sondern ihre Fähigkeit, einzelne Mitarbeiter zu motivieren und anzuleiten …“. Wertschätzung von Diversität, Teamleistungen und Flexibilität bei der Lösungssuche sei auch eine Frage der Unternehmenskultur: „Wer heute in der Führungsetage großer Versicherungen wirken möchte, sollte dieser viel Aufmerksamkeit schenken“.
Es gehe letztlich, betont von Campenhausen, auch bei einer Karriere im Versicherungsbereich um „Eigenschaften und Einstellungen“, nicht um „bestimmte Karrierepfade“.
Moritz von Campenhausen: Entscheider gesucht, in: Versicherungswirtschaft Mai 2020