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Süddeutsche Zeitung – „Sanfte Revolution” – Jill Ader macht Frauen Mut, an die Spitze vorzustoßen

Jill Ader ist nicht nur die erste Chairwoman von Egon Zehnder, sondern auch die erste Frau, die es an die Spitze eines der fünf größten Personalberater weltweit geschafft hat. Selbstverständlich war das nicht, eher eine „Sanfte Revolution”, wie Isabell Pfaff in ihrem Mittwochsporträt für die Süddeutsche Zeitung schreibt. „Es hat lange gedauert, bis ich den Mut dazu gefunden habe”, räumt Ader ein, die seit Ende 2018 Präsidentin des Verwaltungsrates von Egon Zehnder ist. Davor hatte sie fast drei Jahrzehnte als Beraterin für Egon Zehnder gearbeitet und unter anderem das Londoner Büro geleitet sowie in der Geschäftsführung Verantwortung übernommen.

Dass die in einer Mittelschichtfamilie im Nordwesten Englands aufgewachsene Ader Mitte der Neunziger Jahre zu Egon Zehnder kam, erklärt sie mit ihrer Begeisterung für Menschen. „An Personalberatung habe ich nie gedacht, aber ich war damals schon fasziniert von Menschen, ihrer Motivation und was das für ein Unternehmen bedeuten kann.” Sie will „das Potenzial freilegen”, das in den Menschen schlummert, und ihnen helfen, „die größte Version von sich selbst” zu werden.

Als neue Präsidentin will Ader aber noch weiter gehen und zählt Qualitäten auf, die für Führungspersönlichkeiten heute unverzichtbar sind: Neugierde, Bescheidenheit, Empathie, Verletzlichkeit, Inklusion. „Das sind die Eigenschaften, die es heute braucht, um Unternehmen zu führen und zu verändern.” Letztlich seien dies Qualitäten, „die als weiblich gelten”, sagt Ader, betont aber zugleich: „Dabei haben Männer wie Frauen diese sogenannten weiblichen Eigenschaften! Wir tendieren nur dazu, sie zu verleugnen.” Ader will erreichen, dass die kommende Generation von Führungskräften diese „weiblichen” Eigenschaften nutzt. Denn Führung sei heute zu komplex für Chefinnen und Chefs, wenn sie glauben, alle Antworten zu kennen. Durchsetzungsvermögen und Ergebnisorientierung reichten alleine nicht mehr aus. 

Dass Leitungsteams diverser werden, ist für Ader außerdem eine Frage der Gerechtigkeit. „Man will ja schließlich nicht große Entscheidungen treffen und die Hälfte der Bevölkerung außen vor lassen.” Einer Egon-Zehnder-Befragung unter großen Unternehmen in 44 Ländern zufolge haben nur 3,7 Prozent der Firmen eine Chefin. Dass sich das ändert, sieht sie auch als eine Aufgabe und Verantwortung von Egon Zehnder. „Letztlich entscheiden ja unsere Kunden, aber wir versuchen, größeren Einfluss zu nehmen als in der Vergangenheit.” So nehme Egon Zehnder auch Frauen in seine Programme auf, selbst wenn ihre Firmen nicht dafür bezahlten. Deutschland und die Schweiz findet sie in Sachen Diversität erstaunlich schwerfällig: „Berufstätige Frauen mit Kindern haben mir erzählt, dass sie hier bemitleidet werden, wenn sie erzählen, dass sie arbeiten.” Ader ist selbst Mutter von drei Kindern.

Isabell Pfaff: „Sanfte Revolution“, in: Süddeutsche Zeitung, 14. August 2019, Seite 16.

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