Elon Musk kennt keinen Feierabend. Er arbeitet wie besessen für seine Vision – aber ist es das, was ein Unternehmen erfolgreich macht? Wie verrückt darf ein Chef sein? In ihrer Titelgeschichte beschäftigt sich die Wirtschaftswoche vom 31. August mit dem schmalen Grat zwischen Passion und Obsession, auf dem viele Gründer und Unternehmensführer wandeln.
Dass der Menschheit ohne die Besessenheit von kreativen Köpfen à la Musk wohl keinerlei Fortschritt beschieden gewesen wäre, das weiß nicht nur der im Artikel zitierte Schweizer Psychotherapeut Theodor Itten ("Wir wären noch Jäger und Sammler“); sondern auch eine deutsche Produzenten- und Filmlegende wie Nico Hoffmann: „Ohne ein hohes Maß an Getriebenheit sind Erfolge im künstlerischen Bereich kaum möglich“. Moritz von Campenhausen, zuständig für die Führungskräfteentwicklung bei Egon Zehnder, geht noch einen Schritt weiter: "Unternehmer ohne Passion scheitern. Sie verkraften die vielen Rückschläge nicht."
Der Beitrag unterstreicht aber auch die Wichtigkeit des Maßhaltens – eben jene Fähigkeit, etwas „vom Glanz abzugeben“. Wagemut und Überschwang passten perfekt in eine Start-up-Struktur. Wandelt sich ein Start-up zu einem Konzern mit Entscheidungsebenen, mit Corporate-Governance-Regeln und Offenlegungspflichten, müssten Verve und Elan temperiert und kanalisiert werden. „Bei einem etablierten Unternehmen geht es um ein Mehr an Management", bestätigt auch von Campenhausen: "Da muss mehr hinterfragt werden, da braucht es einen Dialog mit verschiedenen Perspektiven."
Macht Wahn also Sinn? Die Wirtschaft brauche Typen wie Musk, resümiert die Wirtschaftswoche – sofern man die Ambivalenz des Wirkens jener „disruptiven Grenzgänger“ zu schätzen wisse.
„Macht Wahn Sinn?“, in: WirtschaftsWoche, S.14, 31. August 2018.