Es geht ums Ganze – Potenziale erkennen und freisetzen
Die Herausforderungen und Ansprüche an Organisationen und Führung haben sich grundlegend verändert. Im gesellschaftlichen und unternehmerischen Kontext, in dem sich Führungskräfte zugleich einem unsicheren Umfeld einerseits und höheren Innovationsanforderungen andererseits stellen müssen, sind Potenziale mehr denn je gefragt. Führungskräfte brauchen Neugier, Erkenntnisvermögen, Mobilisierungskraft und Entschlossenheit, um Ideen tatkräftig umzusetzen.
Diese Potenzialdimensionen spielen, insbesondere bei langfristig geplanten Führungswechseln, beispielsweise der Übergabe eines familiengeführten Unternehmens oder der Weiterentwicklung und Neuaufstellung einer Führungsmannschaft, eine zentrale Rolle. Es geht um zwei Dinge: Einerseits müssen strategische Fragen der Unternehmensentwicklung oder der Neuausrichtung genau bedacht und gezielt angegangen werden. Dabei stehen Neugier und Erkenntnisvermögen im Zentrum. Andererseits gilt es, die Unternehmenskultur im Kern zu erhalten und weiterzuentwickeln, also die richtige Balance zu finden zwischen bewahrenswerten Traditionen und notwendigen Erneuerungen. Hier sind Mobilisierungskraft und Entschlossenheit gefragt. Führungskräfte, die diesen Weg gestalten wollen, brauchen mehr als strategisches Handwerkszeug. Sie müssen über ein breites soziales Repertoire verfügen, um Menschen und Organisation auf dem Weg der Transformation mitzunehmen.
Unser Verständnis von Potenzial
Potenziale, das wissen wir aus der Forschung, sind Persönlichkeitsmerkmale, die als konstant gelten. Das bedeutet auch, dass sie, wenn überhaupt, nur sehr schwer veränderbar sind. In vielen Fällen „schlummern“ sie aber auch, beispielsweise weil die derzeitige Tätigkeit einer Führungspersönlichkeit entsprechende Potenziale nicht abruft. Es ist allerdings möglich, diese zu erkennen, zu aktivieren und so nutzbar zu machen. Wir betrachten Potenzial als eine Energiequelle, die das Denken, Fühlen und Handeln charakterisiert.
Die Arbeit mit Kunst zielt auf die Entdeckung und Stärkung der persönlichen Stärken…
Damit steht unser Potenzialmodell auf drei Säulen. Erstens der intensiven Auseinandersetzung mit der Forschung der letzten Jahre zum Thema. Die Grundlage für die Evaluierung von Potenzial entstand in enger Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftlern auf diesem Gebiet und der British Psychological Society. Zweitens dem jahrelang entwickelten Verständnis der Bewertung und Entwicklung von erfolgreichem Führungsverhalten bis in die höchsten Management-Ebenen und drittens den neuesten Erkenntnissen aus der Positiven Psychologie. Diese widmet sich insbesondere den entscheidenden Voraussetzungen für die bestmögliche Potenzialentfaltung, bei Menschen wie bei Organisationen.
Um Potenzial auf vielfältige Weise zu erfassen, gehen wir mit diesem Programm neue Wege und haben dafür einen Ansatz gewählt, der einen breiten Raum zur Reflexion und Standortbestimmung bietet: Kunst. Dialoge vor Kunstwerken, Interviews und eine eigene künstlerische Arbeit setzen den Blick auf das persönliche Potenzial frei. Die Leitfrage bei der Arbeit in der Kunstgalerie ist: Welche Kraft und Energie lässt mich das Unmögliche meistern?
Der besondere Ansatz durch Kunst
Die Arbeit an den Potenzialdimensionen in der Galerie ist ein energievolles Format mit intensiver Wirkung. Die Erfahrung zeigt, wie direkt und schnell durch Kunstwerke vielfältige Assoziationen und grundlegende Einsichten ans Licht gebracht werden. Wir erleben immer wieder, dass Führungspersönlichkeiten sich mithilfe dieses Formats auf neues Terrain wagen, ungewöhnliche Situationen spielerisch angehen und so ein neues Verständnis ihrer beruflichen Situation entwickeln.
Der Raum, geprägt durch die Kunstwerke, hält reichhaltige Erfahrungen und Einsichten bereit. Das Format führt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Potenzial und konfrontiert Führungskräfte aus verschiedenen Perspektiven mit Fragen wie: Wo stehe ich, was sind meine Stärken, was ist meine heutige und zukünftige unternehmerische Herausforderung? Die Arbeit mit Kunst zielt auf die Entdeckung und Stärkung der persönlichen Stärken: Was kann ich wirklich gut und gelingt mir leicht, und wie kann ich das im Kontext meiner zukünftigen Aufgaben besser nutzen? Die vier Dimensionen Neugier, Erkenntnisvermögen, Mobilisierungskraft und Entschlossenheit werden so für jede Führungspersönlichkeit leichter greifbar.
Der Ablauf
Die Vorbereitung: Grundlage der Potenzialevaluierung ist das von Egon Zehnder entwickelte Potenzialmodell. Es evaluiert die Ausprägungen und Motivatoren einer Führungspersönlichkeit und zeigt auf, wie eine Potenzialentfaltung für zukünftige Herausforderungen gelingen kann. Das Programm startet mit einem online-basierten Potenzialfragebogen. Für die Beantwortung dieser Fragen werden ca. 45 Minuten benötigt. Zuvor vermittelt ein kurzes Gespräch den Kandidaten Grundverständnis und Zielsetzung des Formates.
Ein Tag in der Galerie: Ausgangspunkt für die Arbeit in der Galerie ist eine Ausstellung mit vier thematischen Blöcken, ausgestattet mit entsprechenden Kunstwerken, zu den Potenzialdimensionen.
Der Tag beginnt mit einem individuellen Gespräch zum bisherigen Lebens- und Karriereverlauf. Im zweiten Teil wählt die Führungskraft Kunstwerke zu den jeweiligen Potenzialdimensionen aus. Die spontane Entscheidung beflügelt das emotionale Selbstbewusstsein und verstärkt die positive Erfahrung des Teilnehmers. Aufschlussreiche Hintergründe zu Potenzialfragen können dann im Gespräch über das Kunstwerk, mit seiner visuellen Kraft, leicht entschlüsselt werden.
1. Individuelles Gespräch über die bisherige persönliche und berufliche Entwicklung, welche für die Ausprägung von Potenzialmerkmalen wichtig war und ist.
2. Dialoggespräch vor Kunstwerken zu den Potenzialdimensionen.
3. Betrachtung der Ergebnisse des Online-Fragebogens mit der Bodenankermethode.
4. Künstlerische Arbeit zu den Themen Herkunft, Gegenwart und Zukunft.
5. Abschlussgespräch über die Kunstwerke und Vertiefung persönlicher Fragestellungen und möglicher Entwicklungsschritte.
Der Abschluss dieses Teils besteht darin, die Ergebnisse des Fragebogens mit den Erkenntnissen aus den Gesprächen vor den Kunstwerken abzugleichen. Hier arbeiten wir methodisch mit Bodenankern, Bildern, welche die unterschiedlichen Aspekte des Potenzialmodells leicht zugänglich machen und vertiefen.
Im vierten Teil steht die Arbeit an einem eigenen Kunstwerk im Zentrum. Die Aufgabe besteht darin, zu den Lebensstationen Herkunft, Gegenwart und Zukunft jeweils ein Bild zu erarbeiten. Aus der eigenen kreativen Leistung entstehen sehr häufig überraschende Bilder, die der Potenzialbetrachtung eine zusätzliche Dimension verleihen. Hier kann es zu einer Art Durchbruch kommen, der zeigt, dass etwas Ungewöhnliches gelingen kann, wenn Neugier, Erkenntnisvermögen und Entschlossenheit im Spiel sind. Kreativität wird zur Erfahrung.
Im fünften Teil, der Zusammenfassung, werden alle Teile des Formates, das Einstiegsgespräch, der Dialog vor den Kunstwerken, die eigene künstlerische Arbeit und die Ergebnisse aus der Vorbereitung, miteinander verbunden.
Die Rückmeldung
Etwa zwei Wochen nach dem Galerietag erhält die Führungskraft eine schriftliche Auswertung, die auch auf der Basis von mehreren Referenznahmen zwischen dem Tag in der Galerie und der Nachbesprechung erarbeitet wurde. Auf dieser Grundlage findet das Feedback- und Entwicklungsgespräch statt, das im Folgezeitraum vertieft bzw. weitergeführt werden kann.
Bei allem wissenschaftlichen Anspruch braucht Personalentwicklung mehr als Datenanalysen. Unternehmen sollten auch die Kraft nutzen, die das Narrative für den Einzelnen und für die Organisation entfalten kann.
Dr. Katharina Herrmann,
Arbeitsdirektorin 50Hertz
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Jörg Ritter via egonzehnder.com/de
Jörg Reckhenrich via reckhenrich.com/de/ Mail: joerg@reckhenrich.com