Die Fluktuation in den Chefetagen hat in der letzten Dekade zugenommen – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Egon Zehnder, die in der WELT am Sonntag vorgestellt wurde. Demnach haben sich 43 Prozent der größten deutschen Unternehmen im vergangenen Jahrzehnt wenigstens einmal von ihrem:r Vorstandsvorsitzenden getrennt. Auch die Verweildauer ist kürzer geworden. Von denjenigen Konzernchef:innen, die 2015 antraten, konnte nur die Hälfte in den ersten fünf Vertragsjahren ihre Position halten. Besonders hoch war die Fluktuation zwischen 2018 und 2019. Für Thorsten Gerhard, Autor der Studie und Co-Leiter der CEO Praxisgruppe bei Egon Zehnder, deutet dies auf „Mängel im Nachfolgeprozess“ hin. Besonders häufig wird in der Informations- und Kommunikationstechnik gewechselt. Die größte Kontinuität wiederum gibt es im Bereich Finanzdienstleistungen. Als Gründe für den steten Wechsel nennt Gerhard Stress, Druck, Zeitaufwand und fehlende Wertschätzung in weiten Teilen der Gesellschaft.
Zwar habe sich das Personalkarussell in der Pandemie langsamer gedreht, „der Trend zu neuen Köpfen wird sich aber schon bald wieder fortsetzen“, prognostiziert Elke Hofmann, ebenfalls Co-Leiterin der CEO Praxisgruppe bei Egon Zehnder. „Die immer komplexer gewordene Welt verlangt nach Teamspieler:innen, der Typus des autarken, eisernen Machers hat dagegen ausgedient“, so Hofmann. Sie erwartet mutigere Personalentscheidungen, die verstärkt auf Manager:innen aus anderen Branchen oder Kulturen setzen: „Frischer Wind ist überlebenswichtig, wird aber bisher nicht immer sinnvoll genutzt.“
Carsten Dierig: „Immer wieder ist der Chef weg“, in: WELT AM SONNTAG, Frühausgabe Samstag Nr. 46 vom 13.11.2021, Seite 21
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