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CEOs

Hohe Fluktuation und überhastete Entscheidungen: Deutsche Unternehmen haben ein Nachfolgeproblem

Berlin, 13.11.2021 – Vielen großen Unternehmen in Deutschland fällt es zunehmend schwer, die CEO-Nachfolge optimal zu regeln. Das ist das Ergebnis einer Studie des Leadership-Advisory-Unternehmens Egon Zehnder, das zwischen 2010 und 2020 die Besetzungen von CEO-Posten analysiert hat. Demnach haben sich im vergangenen Jahrzehnt 43 Prozent der 229 untersuchten Unternehmen mindestens einmal plötzlich von ihrem:r Vorstandsvorsitzenden getrennt. Zudem ist die Verweildauer der Vorstandsvorsitzenden im gleichen Zeitraum deutlich gesunken. CEOs, die im Jahr 2010 angetreten sind, blieben zu 86 Prozent mindestens fünf Jahre im Amt. Von den Besetzungen im Jahr 2015 behielten demgegenüber nur 50 Prozent bis 2020 ihre Position. Unabhängig vom Eintrittszeitpunkt betrachtet liegt die Amtszeit aller aktiven CEOs im Schnitt bei 7,2 Jahren. 

„Wer im letzten Jahrzehnt als CEO ernannt wurde, musste ihren:seinen Posten oftmals schon früh wieder räumen“, konstatiert Thorsten Gerhard, Co-Leiter der deutschen Praxisgruppe CEO & Board Advisory von Egon Zehnder. „Das lässt auf Mängel im Nachfolgeprozess schließen“, fährt der Experte fort. Offenbar stellten viele Unternehmen und CEOs erst im Nachhinein fest, dass sie nicht zueinander passen. Die Zahlen lassen vermuten, dass auch die Pandemie diese Entwicklung nicht verändert hat. Sein Anraten: „Gute Nachfolgeprozesse beginnen heute bereits mit der Amtsübernahme – nicht erst kurz vor Toresschluss. Sie beziehen interne Kandidat:innen ebenso ein wie externe Lösungen.“ 

Besonders hoch ist die Fluktuation in Unternehmen der Tech- und der Kommunikationsbranche. Knapp die Hälfte besetzte den Chefsessel zwischen 2010 und 2020 mindestens dreimal. Bei den Finanzdienstleistern ist zwar die Wechselrate nicht ganz so hoch. Alle Unternehmen dieser Branche haben seit 2010 aber mindestens einmal die oder den CEO ausgetauscht. Die größte Kontinuität stellte Egon Zehnder im Consumer-Sektor fest. Bei einem Drittel der Unternehmen blieb es im Untersuchungsjahrzehnt bei einem:r CEO. Die Hälfte hat den Posten einmal neu besetzt. 

Einen signifikanten Anstieg bei den CEO-Wechseln beobachtet Egon Zehnder 2018 und 2019. In diesen Jahren traten 39 respektive 41 neue CEOs ihr Amt an. Gedämpft wurde die Entwicklung 2020 von Covid-19. „In der Pandemie setzten die meisten Unternehmen auf Kontinuität und wagten insgesamt lediglich 21 Wechsel“, sagt Elke Hofmann, ebenso Co-Leiterin der deutschen Praxisgruppe CEO & Board Advisory. „Unserer Einschätzung nach wird sich der Trend aber bald fortsetzen, die Unternehmensstrategie mit neuen Köpfen umzusetzen.“ Als Grund dafür vermutet das Leadership-Advisory-Unternehmen Egon Zehnder, dass der Typus des autarken, eisernen Machers ausgedient hat. „Die hyperkomplex gewordene Welt verlangt nach Teamspielern, die allen Stakeholdern zuhören, die neugierig bleiben und sich selbst und das Business rasant adaptieren. Die neue Generation von CEOs hat erkannt, dass moderne Führung Zusammenspiel bedeutet. Sie ist reflektierter, demütiger und in der Regel etwas jünger als noch die Generationen zuvor“, sagt Hofmann. 

Diese Veränderungen in der Führung werden in Zukunft mutigere Personalentscheidungen befördern, glaubt Gerhard. Noch stammt nur jede:r fünfte CEO aus dem Ausland. Nur drei Prozent aller Vorstandsvorsitzenden sind Frauen. Und auf jede vierte freiwerdende CEO-Position rückt ein bisheriges Vorstandsmitglied auf. „Dieser Automatismus steht der Erneuerung oftmals im Weg und zeigt in der Studie erste Risse“, so Gerhard. Unternehmen neigten zunehmend dazu, die richtige Persönlichkeit extern zu suchen, wenngleich Insider-Besetzungen bislang noch die Regel bilden. Die Verweildauer externer CEOs untermauert allerdings die These, dass die großen deutschen Unternehmen ihre Nachfolgeprozesse schärfen müssten. CEOs von außen waren zum Stichtag der Betrachtung im Dezember 2020 durchschnittlich rund 2,8 Jahre kürzer im Amt als Eigengewächse – eine Entwicklung, die in den letzten Jahren in der Tendenz zugenommen hat. Ebenso gestiegen ist der Altersunterschied zwischen internen und externen Nachfolger:innen: Waren externe CEOs bei ihrer Benennung im Jahr 2017 ein Jahr älter als Insider:innen, hat sich der Altersunterschied bei der Besetzung bis 2020 bereits auf 4,3 Jahre erhöht. „Eigengewächse starten in der Regel mit einem Vertrauensvorschuss in die CEO-Position – bei Externen liegt die Messlatte meist höher“, interpretiert Hofmann die Zahlen. „Frischer Wind ist überlebenswichtig. Die Analyse zeigt, dass die Unternehmen ihn bisher nicht immer sinnvoll zu nutzen wissen.“

Über die Studie

Egon Zehnder hat die 30 DAX- und 60 MDAX-Unternehmen betrachtet. Hinzu kamen 32 Vertreter des SDAX sowie 107 familiengeführte Unternehmen. Die Studie an insgesamt 229 Unternehmen bezieht sich auf Beobachtungen vom 1. Januar 2010 bis 31. Dezember 2020.

Über Egon Zehnder

Egon Zehnder ist das führende Beratungsunternehmen für Executive Search und Leadership Advisory im deutschen Sprachraum. Die Besetzung von CEO- und Spitzenpositionen für Konzerne und Familienunternehmen, Start-ups und Institutionen der öffentlichen Hand gehört dabei ebenso zum Leistungsportfolio wie eine langfristige Nachfolgeplanung und die Entwicklung von Führungspersönlichkeiten, Teams, Organisationen und Unternehmenskulturen.

Für weitere Informationen besuchen Sie www.egonzehnder.com und folgen Sie uns auf LinkedIn und Twitter.

Presseanfragen richten Sie bitte an:

Martin Klusmann
Egon Zehnder
Head of Corporate Communications Deutschland
martin.klusmann@egonzehnder.com
Telefon: +49 170 236 0101

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