Die großen Familienunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensstrategie aufgenommen oder sogar explizit eine Nachhaltigkeitsstrategie formuliert. An konkreten Zielen lässt sich allerdings nicht einmal die Hälfte von ihnen messen. Viele Familienunternehmen verzichten sogar komplett darauf, ihre Erfolge öffentlich zu kommunizieren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Personalberatung Egon Zehnder.
BERLIN – 29. NOVEMBER 2021 – „Die weitaus meisten Familienunternehmen sehen sich in der Pflicht, so mit Ressourcen umzugehen, dass künftige Generationen frei in ihrem unternehmerischen Handeln bleiben“, sagt Michael Meier, der bei Egon Zehnder die deutsche Family Business Advisory leitet. Laut der Studie gestalten Familiengesellschafter:innen die Nachhaltigkeitsstrategie zunehmend selbst mit und schaffen dedizierte Budgets. Im Zentrum stehen dabei Aspekte der geschäftlichen Kontinuität: Die meisten der befragten Gesellschafter:innen und Geschäftsführer:innen betrachten Nachhaltigkeit als eine wesentliche Grundlage, das eigene Unternehmen innovativ und widerstandsfähig zu halten. Außerdem sehen viele Familienunternehmen Chancen, neue Geschäftsfelder zu erschließen, Produkte am Markt zu etablieren und junge Talente für sich einzunehmen.
„Dennoch haben viele Familienunternehmen noch nicht vollständig erkannt, dass Nachhaltigkeit zu einem Business-Faktor geworden ist“, konstatiert Michael Meier. „Ihr Strategieprozess ist so gut wie ausschließlich wertegetrieben.“ Das zeige sich unter anderem daran, dass nicht einmal die Hälfte der Familienunternehmen Nachhaltigkeit in den Zielvereinbarungen ihrer Führungskräfte verankern. Außerdem verbinden laut Studie nur 40 Prozent der Familienunternehmen ihre Strategie mit konkreten, messbaren Vorhaben. Nur ein Drittel hat eine Nachhaltigkeitszertifizierung abgeschlossen. Und vier von zehn Unternehmen verzichten sogar darauf, über Fortschritte öffentlich zu berichten.
„Viele Familienunternehmer:innen fürchten, sich angreifbar zu machen“, konstatiert Joyce Gesing, Beraterin in der Industrial Praxisgruppe bei Egon Zehnder. „Es bereitet ihnen Unbehagen, wie aggressiv sich manche Konzerne und Nichtregierungsorganisationen auf offener Bühne auseinandersetzen.“ Dabei gebe es für Familienunternehmen keinen Anlass, sich zu verstecken, so die Expertin. Viele von ihnen gingen über gesetzliche Vorgaben freiwillig weit hinaus. Deshalb spielten äußere Zwänge als Triebfeder für nachhaltiges Handeln in der Studie auch kaum eine Rolle.
„Die Familienunternehmen zeigen ehrliches Interesse an vielen Aspekten der Nachhaltigkeit, von Energieeffizienz über Biodiversität bis zu fairen Arbeitsbedingungen und Transparenz in der Kommunikation“, fährt Joyce Gesing fort. Dies zeige sich unter anderem daran, dass sich Nachhaltigkeit mittlerweile wie ein roter Faden durch alle Geschäftsbereiche ziehe. Nachhaltigkeitsaspekte beeinflussten beispielsweise die Finanzplanung und den Vertrieb. Die Zeit von CSR-Projekten, die nur am Rande mit der eigenen Tätigkeit zu tun hatten, sei vorüber, so Gesing.
Michael Meier und Joyce Gesing empfehlen den Familienunternehmen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien nachzuschärfen, Zertifikate anzustreben und selbstbewusst in die Öffentlichkeit zu treten. „Die Zurückhaltung vieler Gesellschafter:innen hebt sich wohltuend von Marktschreierei ab“, sagt Michael Meier. „Für nachweisliche Bemühungen und handfeste Erfolge gilt aber weiterhin die Devise: Tue Gutes und rede darüber.“
Über die Studie
Teilgenommen haben 65 repräsentative Familienunternehmen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Neun von zehn der befragten Unternehmen beschäftigen mindestens 1.000 Mitarbeiter:innen. Jeweils gut ein Fünftel gehört der Konsumgüterindustrie bzw. dem Maschinen- und Anlagenbau an. Die IT-Branche und die Automobilindustrie sowie verwandte Branchen sind mit jeweils knapp 11 Prozent vertreten. Beteiligt haben sich außerdem Unternehmen der Chemie- und Prozessindustrie sowie des Bergbaus und der Metallurgie. Befragt wurden hauptsächlich Familiengesellschafter:innen sowie vereinzelt Aufsichtsrät:innen, Geschäftsführer:innen und Vorstandsmitglieder.
Über Egon Zehnder
Egon Zehnder ist das weltweit führende Beratungsunternehmen, das Führungskräfte dazu anregt, komplexen Fragen mit menschlichen Antworten zu begegnen. Wir helfen der Führung von Organisationen, zum Kern zentraler Herausforderungen vorzudringen. Wir geben ehrlich Feedback und ermöglichen Einsichten, die dabei helfen, das eigene Wesen zu verstehen und den individuellen Purpose zu finden.
Die Fundamente unseres Handelns und Denkens erlauben den Aufbau wahrhaftiger Partnerschaften, in denen wir unsere eigenen Interessen mit denen unserer Klienten in Einklang bringen. Unsere 560 Berater:nnen an 63 Standorten in 36 Ländern verfügen über Erfahrungen in zahlreichen Wirtschaftszweigen und auf allen Führungsebenen. Sie arbeiten über geografische Grenzen ebenso hinweg wie über die von Branchen und Berufen. Ihr gemeinsames Ziel besteht darin, die geballte Kraft Egon Zehnders jederzeit in den Dienst des jeweiligen Kunden zu stellen.
Wir kooperieren eng mit öffentlichen und privaten Organisationen, mit Familienunternehmen sowie mit gemeinnützigen und staatlichen Einrichtungen. Dabei bieten wir eine umfassende Palette integrierter Dienstleistungen an. Unter anderem unterstützen wir bei der Suche nach geeigneten Führungskräften, bei der CEO-Nachfolge, bei der Besetzung von Aufsichtsräten sowie in Fragen von Diversität und Teilhabe. Unsere Lösungen zielen auf die Effektivität von Individuen, Teams und Organisationen ab und dienen der Entwicklung und kulturellen Transformation. Wir arbeiten mit Partnern auf Weltniveau zusammen, darunter Mobius Executive Leadership, ein Unternehmen für die Entwicklung transformationaler Führungskräfte. Darüber hinaus haben wir eine Partnerschaft mit Paradox Strategies geschlossen. Dieses Unternehmen wurde von der Harvard-Professorin Linda Hill mitbegründet, um den Innovationsquotienten (IQ) zu entwickeln, der eine proprietäre Kulturdiagnose erlauben soll.
Unser Credo lautet: Führung, die Gemeinschaft stiftet, kann Menschen, Organisationen und die Welt verändern.
Pressekontakt
Martin Klusmann
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